H&R 35/55 und neue Dämpfer?

  • Hallo Lilly!
    Also ich interveniere auch hier, hab ich im anderen Thread auch gemacht aber das stimmt größtenteils einfach nicht, was hier geschrieben wird.


    1.
    Das was Dir bezüglich des Ausfederanschlages, im englischen auch Rebound genannt wurde, das kann durchaus zutreffen. Ich habe neulich an einem Passat 35i hinten einen 40er Eibach-Federnsatz gehabt, der auch für Seriendämpfer freigegeben war und an einem Bilstein B6, der Serienausfederwege hat, war hinten zumindest praktisch keine Vorspannung mehr vorhanden.


    Wenn man in voll ausgefedertem Zustand an der Feder anfasste, so konnte man diese fast ohne Kraft mit der Windung aus dem Federtelleranschlag herausdrehen. Wir haben wegen eines Audioausbaus im Kofferraum eh noch ein 15er Weitec Spring-Distance-Kit verbaut was die Vorspannung glücklicher Weise wieder auf ein Niveau hob, dass die Feder auch in voll ausgefedertem Zustand so fest saß, dass sie sich nicht mehr drehen ließ.


    Falsche Dämpfer und auch falsche Federn schließe ich aus. Das haben wir mehrfach kontrolliert. Der Gutachter, der das Teilegutachten geprüft hat, der konnte entweder nur besoffen gewesen sein oder er hat es fahrlässig nicht geprüft. Es war jedenfalls grenzwertig.


    Es kann Dir nun passieren dass der Prüfer bei der Eintragung an der Feder ruckelt und wenn die sich unzulässig verdrehen lässt dann interessiert das den Prüfer einen feuchten Kehricht ob das im Gutachten als ok befunden wurde oder nicht. Dann geht es ohne Eintragung wieder nach Hause, und zwar wenn er schlecht gelaunt ist zu Fuß ...


    Wenn Du etwas an den Federn machst, was tiefer als 40 mm geht, auf jeden Fall Stoßdämpfer mit verkürztem Rebound nehmen. Bei Bilstein wäre das halt zum unverkürztem B6 der abstimmungs- und sonst baugleiche B8, nur dass der um 25 - 40 mm je nach Fahrzeugtyp im Rebound gegen die Serie gekürzt ist. Damit erhält sich auch bei deutlich kürzeren Federn im Vollausfederfalle die notwendige Vorspannung ...


    2.
    Dass der Einsatz von Sportfedern einen Seriendämpfer wegen der tieferen Grundposition aus geometrischen Gründen schneller verschleißen lässt ist ABSOLUTER SCHWACHSINN. Dieses unsinnige Gerücht hält sich seit Jahrzehnten. Ich weis gar nicht, wer diese totale Falschinformation immer wieder verzapft ...


    Der Grund, warum Seriendämpfer an Sportfedern schnell mechanisch versagen, hat rein gar nichts mit einer Tiefe zu tun sondern EINZIG UND ALLEINE mit der HÄRTE der Federn, mit nichts anderem !!! Sportfedern MÜSSEN, weil sie bei gleichem verbliebenen Restfederwegen eine Tieferlegung erzeugen wollen, in den Federraten härter sein als die Serienfeder. Das geht gar nicht anders und ist der Grund, warum Sportfedersätze immer härter sind als die Serie. Einfach, weil sie tiefer sind.


    Die aus den höheren Federhärten im Fahrbetrieb resultierenden höheren dynamischen Federkräfte (nicht die statischen Federkräfte, die bleiben gleich !!!) speziell in der Zugstufe fordern ein deutliche höheres Dämpferniveau. Der Dämpfer muss speziell in der Zugstufe auf die Federn angepasst sein. Ist er das nicht, so entsteht die bei der Verwendung reiner Sportfedernsätze an Seriendämpfern eigentlich immer zu beobachtende Unterdämpfung der Zugstufe. Das führt zu ganz unangenehmen Schwingungen, zu neudeutsch auch "Gehoppel" genannt und ist der Grund, warum richtig harte Sportfedernsätze an Seriendämpfern nichts anderes als fahrdynamische Grütze sind ... Das erklärt aber noch nicht, warum nun der Seriendämpfer früher kaputt geht. Das erklärt nur, warum es schlecht fährt und federt.


    Kaputtgehen tut der Seriendämpfer nun, weil bei dynamischen Beanspruchungen speziell der Zugstufe aufgrund der hohen Federhärten die wegzudämpfenden Federenergien zunehmen und somit der Seriendämpfer schlicht in seinem Lastkollektiv immens höher belastet wird. Da macht er halt früher die Grätsche. Ist der Seriendämpfer an Serienfedern sagen wir auf 150.000 km ausgelegt, verreckt er halt bei harten Federn schon bei 25.000 km, weil er da die "äquivalent" gleiche Federenergiemenge weggedämpft hat wie bei 150.000 km an der Serienfeder.


    Deswegen geht der Dämpfer kaputt und NUR deswegen. Da er auch nicht von einer Sekunde auf die andere versagt sondern schleichend ist das besonders ekelhaft weil das Auto in einer relativ kurzen Wegstrecke über die Monate immer eieriger wird ...


    3.
    Ein KW Street Comfort ist ncith komfortabel. Ich wiederhole das jetzt nicht mehr im Detail, aber das habe ich dem anderen Thread schon beschrieben. Härte ist ja immer relativ und wird auch von jedem anders empfunden, sowohl in der eigentlichen Fahrwerkshärte als auch in dem eigenen Vermögen, schlechten Komfort zu ertragen.


    Aber wenn Du schon schreibst, dass Dir das Gehoppel von Fahrwerken auf die Nerven geht, findest Du weder im Hause H&R noch im Hause KW (also auch Weitec und die anderen Billigplundermarken unter denen die noch vertreiben) etwas vernünftiges. Da kannst Du Dich nur bei Eibach oder bei Bilstein umsehen. Keiner baut äquivalent vergleichbar komfortable Sportfahrwerke wie die beiden. Ich wiederhole mich sicherlich, aber gegen ein B14 oder ein B16 ist ein KW ein schlechter Witz. Sicherlich, für den kleinen Kurs in Hockenheim mit topfebener Rennstrecke mag das funktionieren, auf der Straße und auf der Nordschleife versagt das jämmerlich. Da fährt ein Polo mit einem B14 Kreise um das Street Comfort ... Viel zu hart ...


    Wenn Du ein schönes Sportfahrwerk mit nur ein wenig Tiefe suchst, dann nimm den kleinen Eibach-Satz, der sogar an sportlichen Seriendämpfern noch ganz gut funktioniert, aber auch nur 20 mm herunter geht oder Du nimmst ein Eibach/Bilstein B12 Pro-Kit, wenn es zudem fahrdynamisch auch noch besser werden soll. Verzichte auf ein Gewinde, wenn Du wirklich Komfort haben willst. Wenn nicht, nimm ein Bilstein B16 und fahre es auf der weichsten Stufe. Das kommt vom Komfort her dem B12 am nähesten, bietet die Möglichkeit, es in 5 Minuten ringsherum richtig straff zu machen wenn Du auch die topfebene Rennstrecke willst und Du kannst am Gewinde Deinen Polo richtig ausnivellieren.


    Mit allem anderen würdest Du unzufrieden sein ...


    PS: der Einbach-Satz aus dem originalen VW-Zubehör ist wirklich eine Alternative wert und kostet nicht viel ...


    LG,
    Matse

    • Offizieller Beitrag

    Schöne Erklärung! Hatte bei Seriendämpfern auch immer die Argumentation des Arbeitens im nicht dafür vorgesehenen Bereich, oder wie du es nennst "aus geometrischeen Gründen", zu Grunde gelegt. Die Aufsummierung der höheren Federkräfte war mir da auch nicht in den Kopf gekommen...
    Trotzdem finde ich deine Einstellung gegenüber dem KW SC (auch wenn ich es nicht fahre) schon sehr "übertrieben" ablehnend ;) Es ist teuer, ok. Aber so schlimm wie du schreibst ist es nun wirklich nicht. Es werden sich ja nicht so viele User positiv darüber äußern, wenn das in keinster Form der Wahrheit entspricht.
    Eibach bin ich im Golf 3 gefahren... War ein Cup Kit. Schlecht ist die Firma wirklich nicht ;)

  • Hallo Nokton!
    Ich meine na klar beschwert sich niemand über ein Street Comfort. Man kauft ja auch zum einen nicht 20 Fahrwerke in der Liga > 1200 Euro und testet jedes 2.500 km auf allen Fahrbahnoberflächen und zum anderen gibt es wehl wenige, die öffentlich zugeben können, dass sie einen 1200 Euro teuren Griff ins Klo hatten... Folglich sind diese Bewertungen relativ nutz- und wertlos, ganz besonders deswegen, weil neben dem fehlenden Vergleich zudem noch die persönliche Einschätzung bei jedem anders ist.


    Da hilft nur ein möglichst objektiver Vergleich frei von Markenvorlieben und aus dem kann ich Dir sagen, dass wenn Du einmal ein Bilstein B12 Pro-Kit oder ein offenes B16 gefahren bist, Du nie wieder ein Street Comfort kaufst, ja nicht einmal in ein Fahrzeug mit einem solchen Fahrwerk einsteigst. VIEL ZU HART. Diese Erfahrung habe ich nicht nur beim Polo 6R, sondern auch im 9N, Golf II, III, IV, V, VI, Bora Variant, Audi A4 B6/B7/B8 und noch einigen weiteren die ich in 10 Jahren meiner Tätigkeit umgebaut habe. In KEINEM Fall kam ein Street Comfort annähernd an den Komfort eines B12 heran und genau darum ging es hier.


    Das bedeutet nicht, dass man grundsätzlich nicht mit einem harten Fahrwerk zufrieden sein kann. Es gibt Leute, die sind das oder geben sich mit dem Resultat zufrieden oder wollen das sogar so. Das ist auch keinesfalls negativ bzw. überhaupt irgendwie zu werten. Es kann ja jeder machen was er will. Nur wenn nach Komfort gefragt wird, ist kein KW-Produkt angesagt ... In dem Moment, wo ein Street Comfort weicher abgestimmt wäre als ein V1 zum Beispiel, ginge dies. Nur wenn Du Dir die Gutachten ansiehst, stellst Du fest, dass es bei beiden immer die gleichen Federn sind. Damit kann ein SC nicht weicher sein als ein V1, es hat ja die gleichen Federn. Da gehört auch nicht viel notwendiger Verstand zu, das zu erkennen. Außer natürlich es wäre in der Dämfpung grundsätzlich weicher aber ein unterdämpftes Auto ist ja noch viel schlimmer als ein zu hart gefedertes ...


    Fahr mal ein B12. Und sei dabei ehrlich und verlange das Maximum an Komfort. Dann kommst Du über die Jahre zu gleichen Ergebnissen ...


    LG,
    Matse

  • Hallo Nokton!
    Naja, die Dämpfer sind solo, also zum Kombinieren mit Federn jetzt nicht überteuer. Ein Dämpfer B8 von Bilstein kostet um die 130,- vorne das Stück und 90,- hinten das Stück. Das ist aber immer noch billiger als das VW-Original wohlgemerkt ...


    Und wenn man überhaupt kein Geld an die Hand nimmt, dann bekommt man auch nichts dafür. So ist das eben. das begreifen leider viel zu wenig Menschen. Deswegen gibt es ja die ganzen Billig-Taugenichts-Fahrwerke auf dem Markt ...


    Ich sag nur: Einmal Bilstein, immer Bilstein. Und die halten auch ...


    LG,
    Matse

  • Würde ich mal bei Nachfragen beim Hersteller, zur Not gibt es immer gekürte versionen davon. (Kolbenstange abgeschnittenund n neues Gewinde geschnitten :-). )


    Ich würde beim Einbau von Federn immer Dämpfer mit einbauen, bzw lieber nur gute Dämpfer fahren mit den Serienfedern was Performance technisch immer das bessere ist.


    Dieses Federn einbauen mit Seriendämpfer ist für mich Sinnlos, man verliert Federweg, Komfort und zusätzlich jede Menge Performance auf schlechten Strecken. Leider gibt es meist schlechte Strecken :-))

  • Genau deswegen frag ich ja, ist nicht meine erste Mod. die ich an einem Auto vornehme. Entweder komplettes Gewindefahrwerk oder Federn mit passenden Dämpfern.
    So wie ich gesehen habe sagt Bilstein für die B8 bis max. 50mm. Und bester Arbeitsbereich 30 - 40mm.
    Dann fällt die Kombi H&R 35/55 Federn mit B8 Dämpfern mal raus... Schade... tiefe perfekt und Dämpfer perfekt.